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Neuerwerbungen der Handschriftensammlung

   

Kürzlich konnte die Wienbibliothek im Rathaus ihren Bestand der Handschriftensammlung um bedeutende Exponate erweitern. Es handelt sich dabei um eine verschollene Manuskriptseite eines Nestroy-Stückes, eine bis dato unbekannte Version von Raimunds „Aschenlied“ sowie um Handschriften aus intellektuellen Kreisen des biedermeierlichen Wiens.

Das Manuskript von Nestroys einziger Tragödie, „Prinz Friedrich von Korsika“, galt lange Zeit als verschollen. Die Wienbibliothek konnte bisher einige Blätter des Manuskripts erwerben. Nun ist sie stolzer Besitzer einer weiteren Seite.

Zum „Aschenlied“ aus Ferdinand Raimunds Zaubermärchen „Das Mädchen aus der Feenwelt oder Der Bauer als Millionär“ (1826) ist eine bisher unbekannte Variante aufgetaucht. Im Gegensatz zu den bisher bekannten Versionen des Liedes ist dieser Text von einem heiter-melancholischen Tonfall geprägt.

aschenlied
Aschenlied

Seit Anfang des Jahres kann die Wienbibliothek eine umfangreiche Sammlung interessanter Materialien zur biedermeierlichen Intellektualität vorweisen. Schriftstücke, Manuskripte, Briefe, Statuten und Namenslisten geben Aufschluss über die sogenannte „Ludlamshöhle“ und andere gesellige Vereine in Wien, die in den Jahren von 1820 bis etwa 1850 aus intellektuellen Bürger- und Künstlerkreisen entstanden. Die in täuschend scherzhaftem Ton gehaltenen Vereinsnachrichten und handgeschriebenen Zeitungen, die in diesen Gesellschaften kursierten, erreichten auch einen äußeren Leserkreis und zielten darauf ab, die vormärzlichen Zensurvorschriften zu umgehen.

Der Bestand stammt zum überwiegenden Teil aus dem Nachlass von Heinrich von Sichrowsky. Durch seine Stellung als Initiator und Generalsekretär der Kaiser Ferdinands-Nordbahn (der ersten Eisenbahn in der Habsburgermonarchie) galt er als Pionier der ökonomischen Entwicklung der Monarchie. Zudem war er Schriftsteller und Freund zahlreicher Künstler sowie ab 1830 Vorsteher des jüdischen Bethauses in der Seitenstettengasse und von 1843 bis 1860 Vertreter des Vorstandes der jüdischen Gemeinde in Wien. Sichrovsky trug die in der „Ludlamshöhle“ oder in der „Unsinngesellschaft“ (Franz Schubert, Leopold Kupelwieser) gepflegte biedermeierliche Geselligkeit über das Jahr 1848 hinweg bis in die 50er Jahre, dann aber vorwiegend mit jüdischen Mitgliedern.

wp